Claudia Neumaier 

Aromapraxis - Destillation - Astrologie - Reisegeschichten

Eine Unterhaltung mit einem Fläschchen Wermut ...

Neinnein. ganz anders als man denkt. Das klingt ja nach "Grüner Fee" einem Fetzen Rausch und einem Brummschädel für die nächsten 8 Tage. - Und just das Gegenteil ist der Fall. Klare Klarheit.

Aber von Anfang an. Ich wurde neugierig auf die Hydrolate - Spirits nennt Evelin Rosenfeld sie - von Wild Natural Spirit. Der Preis geht ja über das eines normalen Hydrolats hinaus. Anbau, Ernte und Destillation aber auch. Das schreit nach Selbstversuch.

Die Flasche ward rasch geliefert ... und das hat sie mir erzählt:


Der Ort, wohin es wollte, war der Solarplexus. Ein schneller Sprung mitten hinein in meine energetische Mitte. Und dann mal ordentlich drin wühlen. Aufruhr verursachen, in einem ganz neutralen Sinn. Ein langsames Drehen im Uhrzeigersinn, so als würde ein Teig in der Küchenmaschine geknetet. Und am Anfang noch keine Farbe, nur das Aufgewühltsein.

 Und kurz danach ein Sprung in die Kehle. Und auch dort das gleiche „Durchwühlen“. Als würde etwas gesucht. So, als kniet jemand vor einer Kommode und wirft nacheinander die Sachen aus der Schublade hinter sich. "Alles raus. Alles anschauen.“ ruft der Wermut. Und ein leichtes Unwohlsein. Ein ganz zartes Würgen in der Kehle. „Alles raus.“ ruft er noch etwas lauter. 

Jetzt kommt langsam Farbe: ein eisblaues, metallisches helles Blau. … So ungefähr.

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 Von der Kehle in den rechten Kiefer gesprungen. Und dann breitet sich das helle, eisblaue Licht als „dreidimensionales LichtKreuz“ (was logisch nicht geht, klar …) in meinem Kopf aus. Ein durchfließendes, schimmerndes, dreidimensionales X, das den ganzen Schädel … weniger ausfüllt, als eher durchlichtet.

 Und dann der Impuls der Aufrichtung. Da habe ich erst gemerkt, daß der Kopf konzentriert gesenkt war. Als Bild dazu ein Sonnenaufgang. Aus der dunklen Bläue der Nacht, ein geradezu tropisches Farbspektakel aus dunkelrot-orange. Und der Impuls der Aufrichtung. „Gerade! Gerade! Hoch! Aufwärts!“ Dem kann man sich nicht entziehen. Irgendwann geht es nicht mehr gerader. Und nicht mehr höher. Aber biegen will ich mich. Weiten will ich mich. Die Armen zur Seite und zum Himmel strecken und mich dem Himmel öffnen. Ihm meine Bauchseite präsentieren, offerieren geradezu.

So stehe ich also im Sonnenaufgang, weit nach hinten gebogen …

„Als wäre ich ein Hund oder eine Katze, die den verletzlichen Bauch präsentiert …“ denke ich. 

Weil ich Vertrauen habe. Weil ich auf mich vertrauen kann. Weil ich nichts verbergen muß. (Hab ja schließlich alles aus den Schubladen geworfen…)

Weil ich stark bin. Weil ich nicht mehr verletzlich (?), verletzbar (?) bin.


Ich hatte vor Jahren schon einmal eine schöne Begegnung mit dem Wermut in Südtirol auf dem Tartscher Bühel. Der Wind pfiff mir nur so um die Ohren. Und ich saß inmitten eines Wermutfeldes in einer leichten Senke, wie ein Häschen in der Kuhle. Und der Wermut wärmte mich. Und ich wußte, daß ich nie wieder frieren werde, wenn ich nur diesen Moment erinnere. Eine innere Wärme, die durch nichts jemals wieder erschüttert werden kann.

Diese Wärme habe ich jetzt nicht gespürt. Brauche ich vielleicht gerade nicht. Das große Thema ist heute die KLARHEIT. - Das Aufräumen, das Durchwühlen, das Rausfliegen. Das Durchdringen des Kopfes - ohne Gedanken, keine Logik, kein Verstand, der mitspielen will. Nur ein Durchdringen des „gesamten Raums“ …

Das also hat mir die Flasche in meiner Hand erzählt.


 Der erste Sprühstoß auf meinen Solarplexus bringt mir den Duft von feuchter Wolle (?!?) in die Nase. (Wahrscheinlich rieche ich jetzt das Zeug aus den Schubladen …) - Tiefes Atmen. Die Lunge will Weite . Sie reicht von meinem Nabel bis zur Kehle. Kühl. Wie ein „Eisbonbon“ - An die habe ich seit 20 Jahren nicht mehr gedacht und sie wahrscheinlich noch länger nicht mehr gegessen. Aber diese Kühle und Frische durchweht jetzt meine Lunge. Winterspaziergang. Klare, reine, wundersam eisige Luft. - Schließe ich die Augen sehe ich wieder den rechtsdrehenden Mahlstrom. Keine echte Farbe, wenn doch, dann am ehesten „sandfarben“.

Und nun, nach einer Weile, spüre ich die Kälte auch auf meiner Haut. - Und meine Kehle sagt „Da hängt was.“

  

Also gut. Dann auf die Schnute, und rein damit.

  

Schmeckt köstlich. - Ich bin wieder auf dem Tartscher Bühel. Der Wind pfeift über das Hochplateau. Weit weit weit ist der Blick. Und wenn ich die Augen aufmache, dann verschwimmt meine Sicht auf das „echte Leben“. Der Blick bleibt gesenkt und will nicht in die äußere Weite. In die innere Weite zieht es mich. Und nun bin ich wieder auf dem Südtiroler Berg, der Wind weht und die beiden Bilder verschmelzen …. Das „Häschen in der Grube“ steht auf und biegt sich in den Wind. Zeigt sich dem Himmel.

Aufrichtung - innere Wärme - Klarheit - Freiheit. - „Ich - mich - in mir“ … um nicht „I , me and myself““ zu sagen.

 

Wenn ich nur zwei Wort hätte zur Beschreibung, dann wären diese … „INNERE AUFRICHTUNG“. 

Und dürfte ich es noch ein wenig erklären, dann würde ich sagen, daß durch das Ausmisten, Aufwühlen, Rauswerfen die Klarheit kommt, die mich stark und klar und gerade stehen läßt.



Hier die Beschreibung des Wermuts auf der Seite von Evelin Rosenfeld.

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